Seit ein paar Jahren hält eine neue Art von Kunst immer mehr den Einzug in die Städte des Landes: Die Lichternacht oder auch „Festival of Lights“, wie sie ganz neudeutsch genannt wird. Dabei verwandeln Lichtershows, Lichtinstallationen und andere künstlerische Lichtspiele so manche Innenstadt in ein großes, lebendiges Kunstwerk. Ganze Häuserfassaden wechseln zur Musik ihr Gesicht oder werden unter passendem Geräusch auf einmal lebendig. Ich habe ja schon einmal in einem anderem Zusammenhang von einer eher „kleinen“ lokalen Illumination berichtet.
Dieses Mal führt mich der Weg ein wenig weiter weg, in die Schwäbische Hauptstadt. Dort fanden im Herbst die „Light Nights Augsburg“ statt. Für einen Fotografen ist das Spiel mit dem Licht ja eine essenzielle Geschichte und so musste ich diese Gelegenheit nutzen.
Voller Neugier klaubte ich mir also schnell die nötigen Infos zusammen. Wo genau und wie spielt sich dieses Spektakel ab und wie komm ich da hin bzw. wo parkt mein Auto? Dank der Homepage vom Augsburger Marketing war das relativ leicht erledigt und nach einem Blick in den Atlas kannte ich auch schon grob den Weg. Ein gutes Orientierungstraining würde das und ja, ich fahre noch immer ohne „Navi“ mit dem Auto und finde trotzdem da hin wo ich will. Also die Anreise war bei Tageslicht noch komplett ohne Komplikationen aber bei der Heimfahrt habe ich dann eine Abfahrt verpennt und somit wieder einen anderen Stadtteil von Augsburg gesehen.
Vor der Lichternacht
Als ich dann nach meiner Ankunft das Parkhaus verlies, staunte ich nicht schlecht. Denn sofort wurde ich recht streng von insgesamt 4 Polizisten beäugt. Erschrocken erkannte ich dann die etwas ungewöhnliche Situation. Die einen zwei standen vor dem Parkhaus mit ihrem Bus und die andren zwei bewachten schwer bewaffnet die Synagoge auf der anderen Straßenseite. Als ich dann plötzlich aus der Tür trat, mit dem Kameragurt über der einen Schulter und dem Gurt vom Stativ über der andren kam ich ihnen wohl verdächtig vor. Und ich dachte mir dabei: „Wow, Sonntag Nachmittag ne Synagoge bewachen ergibt wirklich Sinn.“
Am Ziel, dem Königsplatz und dem zugehörigen Park, angekommen wurde ich dann von mindestens 4 installierten Kameras und ca. 8 Polizisten beobachtet. Willkommen in der Großstadt! Nichtsdestotrotz sollte hier mein Rundgang durch die Lichternacht starten und auch wieder enden. Weitere Anlaufziele waren: der Stadtmarkt, St. Anna Hof und Kirche, der Rathausplatz und auch der Fuggerplatz. Einzig den Schätzlergarten habe ich außen vor gelassen, denn der schien mir zu weit außerhalb zu liegen. Schließlich brauch ich ja einen Grund um nächstes Jahr wieder hin zu fahren.
Die Lichternacht startet
Es wurde langsam dunkel und ich begann mit meinem Spaziergang durch die Innenstadt und fotografierte erstmal nur die aufgestellten und angeleuchteten Transparente. Die standen auf dem ganzen Platz verteilt herum und machten schon einmal einen Eindruck davon was einen denn so erwartet. Dann startete die Illuminationsshow in den Park hinein, direkt auf die Bäume und nach und nach auch auf die Gebäude. Sogar die Fassade eines Schnellrestaurants wurde illuminiert und zog so noch mehr Menschen an.
Es geht durch die Stadt
Von der Musik bzw. dem Ton ließ ich mich dann schnell in eine andere Richtung ziehen. Es ging in Richtung Stadtmarkt und von da aus zum „Hollbau“. Elias Holl war DER Architekt des 17. Jhd. und wäre an diesem Wochenende sage und schreibe 450 Jahre alt geworden. Darum feierte ihn die Stadt mit dieser Lichternacht.
Bemerkenswert war die Laufschrift auf dem Haus, die sowohl senkrecht als auch waagrecht gleichzeitig lief und mit bloßem Auge fast nicht zu lesen war. Aber zum Glück gibt es ja Fotokameras. Dann weiter in den Stadtmarkt, wo alles in Lila getaucht war. Hier konnte ich es nicht lassen mir eine Doppelbelichtung zu erlauben, einmal ein fixes Bild und daran ein ICM gehängt.
Darauf folgte ein kurzer Abstecher in den St. Anna-hof, um die Masse der wandernden Besucher zu fotografieren. Zu mehr war mir angesichts der vielen Leute hier nicht zu mute. Auf dem Fuggerplatz angekommen fand ich auch keinen wirklich guten Platz. Sowohl wegen der Aussicht, als auch der Ruhe zum Fotografieren halber. Trotzdem musste ich noch dieses Eine Foto machen, das zeigt wie doch alles in merkwürdiges Pink getaucht wurde. Wer hier wohl am Werk war?
Sensationell
Jedenfalls folgte ich der Masse erstmal wieder zurück zum Königsplatz. Hier sollte es jetzt was zu sehen geben. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Es wurde ein sehr großes Haus mit einer Projektion erleuchtet und passend dazu gab es aus recht großen Boxen den Sound. Erst stand es wie unter Strom und änderte danach mehrmals seine Farbe. Dann zog sich wie von Zauberhand ein Lichtband quer durch das Haus und schließlich wurde das Wasser abgelassen.
Am meisten hat mich aber begeistert was ich in den letzten drei Fotos oben eingefangen hab. Plötzlich kam wie eine Art Rasseln aus den Boxen und man konnte an der Hausfassade erkennen, wie sich Stein für Stein umdrehte. Am Ende dieses Spektakels hatte das Haus dann eine neue Fassade. Schaut es euch in der Galerie gerne nochmal in groß an!
Harter Fall
Weiter ging es jetzt zum Rathausplatz, wo es die größte Illumination gab. Auf dem Weg dahin hatte ich einen Unfall, der fast den kompletten Ausflug beendet hätte. Aufgrund einer Materialermüdung ging vom Tragegurt die Kamerahalterung kaputt. Dann fiel diese quasi ungebremst auf das Kopfsteinpflaster. Als ich das bemerkte war ich wie Schockgefroren. Ich sah hier meine teure Fotoausrüstung auf dem harten Boden der Tatsachen liegen und kämpfte damit sie wieder aufzuheben. Alles könnte jetzt kaputt sein, sowohl die Kamera, als auch das Objektiv. Beides sind keine Teile die ich mal eben so ersetzen kann und ich fing im Kopf bereits zu fluchen an.
Ein wenig Glück darf ich aber in meinem ganzen Unglück auch mal haben. Und so blieb es für diese Lichternacht nur bei einer komplett zerstörten Streulichtblende. Denn die hatte ich aus Gewohnheit drauf geschraubt und somit hat sie den meisten Stoß abbekommen. Der Rest schaut zwar auch lädiert aus funktioniert aber noch. Am Platz angekommen konnte ich mich erstmal sortieren, denn es war gerade Pause zwischen den Shows. Dabei konnte ich auch das allgemeine Geschehen ein wenig fotografieren. Geschockt war ich aber trotzdem noch den ganzen Abend.
Höhepunkt der Lichternacht
Den Abschluss der Lichternacht macht hier jetzt die Illumination der Rathausfassade. Sie war wie schon gesagt dem Jubilar Holl gewidmet. Zusätzlich wurden noch historische Höhepunkte und die Prominenten Persönlichkeiten Berthold Brecht und Leopold Mozart mit in die Show eingebunden. Hierbei gab es auch wieder bemerkenswerte Animationen in Kombination mit Musik bzw. Geräuschkulissen zum Geschehen. Ich bin mal gespannt was die Macher sich für nächstes Jahr einfallen lassen, das wird bestimmt wieder ein sehenswertes Spektakel werden.