Vor nicht ganz 60 Jahren war es soweit, das erste Groß-KernKraftWerk Deutschlands ging in Gundremmingen in Betrieb. Es war der Start in eine dunkle Ära wie damals kaum einer wissen wollte, sich aber schon bald herausstellte. Erst wurde es wie vieles in den 1960er Jahren als eine echte Innovation gefeiert. Endlich eine friedliche Nutzung der Kernkraft nach den schrecklichen Atombombenabwürfen auf Nagasaki und Hiroshima und dem Start des kalten Krieges. Endlich viel mehr billiger Strom für eine wachsende Wirtschaft und Bevölkerung, der dabei auch noch als sehr sauber galt. Schließlich wird hier keine dreckige Kohle mehr zur Stromherstellung verbrannt und die Luft bleibt sauber.
Aber Sehr bedauerlich, weil vermeidbar, waren die Zwischenfälle, die Gundremmingen so berühmt gemacht haben. So kam es 1975 zum wohl schlimmsten Unfall mit den ersten beiden Atomtoten. Weiterhin war es sehr bedauerlich, dass es gleich mehrere Zwischenfälle (mit Austritt von Radioaktivität) brauchte, um 1977 die Reißleine zu ziehen und den Block A endlich abzuschalten. Die modernen Blöcke B und C würden es dann schon wieder richten. Leider nicht ganz, denn auch hier wurden über 100 sog. „Ereignisse“ gemeldet.


Die Bilder der Katastrophe von Fukushima kennt heute wohl jeder und die älteren haben auch noch das Drama von Tschernobyl im Kopf (wie groß die Pilze und das Gemüse plötzlich wachsen konnten). Glücklicherweise siegte 2010 nach dem Unglück in Japan die Vernunft (oder besser die Angst) in der Deutschen Regierung und es wurde der finale Atomausstieg und damit auch das Ende dieses Kraftwerkes beschlossen.
Im Jahr 2021 ging das KKW Gundremmingen schlussendlich vom Netz und wird seither zurück gebaut. Dabei war es ein konsequenter und sichtbarer Schritt am 25.10.2025 die beiden 160m hohen Kühltürme zu sprengen. Ein Doppelwums und das war’s! Gundremmingen B und C sind von der Skyline Schwabens getilgt. Mit einer Sprengwurst und erhobenen Gläsern feierten viele der ca. 30.000 Besucher dieses Spektakel und einer kommentierte sogar die Sprengung mit den Worten:
„ Der Start in eine neue Zukunft“



Nur das Wetter sollte an diesem Tag nichts besonderes sein. Viel Wind und immer wieder Nieselregen war angesagt und das bei entsprechend niedrigen Temperaturen. Dabei hatte jeder so seine Tricks um gegen das Wetter bestmöglich zu bestehen. Sei es mit entsprechenden Klamotten bzw. feucht fröhlich mit lauter Musik in einem Zelt auf dem Faschingswagen. Oder so wie ich und noch ein paar andere Medienschaffende, geschützt im Auto oder gar Wohnmobil sitzend.
Pünktlich zum letzten Warnsignal wurde dann das Wetter richtig schlecht. Der Wind zog an und es kam ein deftiger Regenschauer dazu. Als ob sich das Wetter extra anschickte die Sprengung auch schön dramatisch zu gestalten. Trotzdem verlief alles nach Plan und innerhalb einer Minute lagen die beiden Türme in Schutt und Asche.
Beinahe hätte ich dabei noch meinen Einsatz verpasst, da ich erst noch auf das Explosionsgeräusch wartete. Das ist aber ab einer gewissen Entfernung nicht mehr ratsam, da der Schall ja bekanntermaßen eine Weile braucht um sich auszubreiten. Da ich aber schon schussbereit ansaß, konnte ich die Sprengung trotzdem gut fotografieren und wurde dabei vom Knall quasi überrascht.
Dank des schlechten Wetters packten darauf dann alle schnell zusammen und machten sich auf die Heimreise. Auch ich schaute das ich schnell vom Platz komme, da es eine lange Heimfahrt werden würde. In Kilometer langen Staus breitete sich die Blechlawine in alle Himmelsrichtungen aus und ich schaute dabei immer wieder aus dem Auto und konnte schon gar nicht mehr genau sagen wo denn grade die zwei Türme noch standen. Ein irgendwie ungewohntes und doch gutes Gefühl kam dabei auf.

Und der Müll bleibt in Gundremmingen
Ist jetzt alles vorbei und die dunkle Ära tatsächlich zu Ende? Leider Nein. Zuerst einigermaßen sinnvoll, aber wie so oft nicht zu Ende gedacht, wurde hier als Zwischenlager eine Halle für bis zu 192 Castor-Behälter gebaut. Aktuell sind dort ca. 150 solche Castoren eingelagert. Dabei hat der Inhalt jedes einzelnen die katastrophale Macht der 1986 in Tschernobyl freigesetzten Strahlung. Das dort oberirdisch und ohne weiteren baulichen Schutz „auf Halde“ liegende radioaktive „Inventar“ entspricht also in etwa 150-mal Tschernobyl!
Damit wären wir bei der Vorstellung eines terroristischen oder gar kriegerischen Anschlags bei 150x Tschernobyl in Schwaben! Soviel mal für das Kopfkino, die weiteren Einzelheiten darf sich jeder selbst ausmalen. Denn spätestens seit den 9/11 Anschlägen von New York sollte allgemein bekannt sein, wie unverhofft und schnell Dinge passieren können.
Aber einen Anschlag brauchts dabei gar nicht mal, denn diese Behälter sind nicht wirklich verifizierbar getestet. Wie denn auch? Zum Glück ist dieser Fall bisher noch nicht eingetreten aber wie lange überhaupt so ein Castor tatsächlich dicht hält, weiß Stand heute niemand. Somit stellen die abgebrannten Brennstäbe die gefährlichsten Hinterlassenschaften der Menschheit dar. Von ihnen geht über Jahrtausende hochradioaktive Strahlung aus. Und dieser bei einer eventuellen Castor-Undichtigkeit wenig beherrschbare Müll wird auch in Zukunft noch unsere Kinder und Enkelkinder aus der Region und in ganz Süddeutschland gefährden. Denn für Gundremmingen gibt es bisher keine zeitnahe realistische Perspektive auf ein sicheres(?) unterirdisches Endlager. – Und alle sind sich einig:
In meiner Nähe besser KEIN Endlager!

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